Die Behandlung von chronischer Suizidalität sowie die Reduktion von Suizidversuchen und suizidalen Krisen mit entsprechender Häufigkeit an Aufenthalten in Akutkliniken stellte eine große Motivation für die Entwicklung der DBT durch M.Linehan in den 1980er Jahren dar. Die dynamische Hierarchisierung von Therapiezielen sieht die Behandlung der Suizidalität als vorrangig an, denn „wir sind nur in der Lage mit einem Patienten Therapie zu machen, der es schafft am Leben zu bleiben“. Non-Suizidverträge, strukturelle Strategien wie die Diary Card, Stresstoleranz in Form einer erprobten Skillskette, die Formulierung von langfristigen werteorientierten Zielen wie auch Krisen- und Notfallpläne stellen hier u.a. wertvolle Skills in der Therapie dar. Dennoch zeigt sich chronische Suizidalität oft als anhaltendes Symptom mit steigendem Suizidrisiko insbesondere im späteren Krankheitsverlauf trotz deutlicher Symptomreduktion in anderen Bereichen (NSSV, Klinikaufenthalte, Krisen) [1,2].
So hat sich für uns in den letzten Jahren immer mehr die Frage herauskristallisiert, was es für eine langfristig wirkungsvolle therapeutische Bearbeitung von chronischer Suizidalität noch mehr braucht bzw. was wir vielleicht übersehen? Oder haben wir es doch mit einem Akzeptanzthema zu tun? Hierfür sind wir im Team als auch mit „erfahrenen“ DBT-Patienten in einen intensiven Prozess eingestiegen und konnten wertvolle Erfahrungen sammeln, die wir in diesem Workshop gern teilen, diskutieren und erproben wollen – dialektisch natürlich.
Es soll um ein tiefes Verständnis von Suizidalität in der DBT gehen, die Einordnung in ein individuelles Störungsmodell sowie die Ableitung spezifischer Interventionen [3–6]. Dabei werden wir auch die Integration von Aspekten aus der mitgefühlsorientierten und der Akzeptanz-Commitment-Therapie aufzeigen, die Team und Patienten als sehr wirkungsvoll erlebt haben.
Nach unserer Auffassung erfordert diese psychotherapeutische Arbeit mit chronisch suizidalen Patienten auch eine große Offenheit von Seiten des Therapeuten, sich selbst intensiv mit dem Thema der (eigenen) Suizidalität auseinanderzusetzen, eine therapeutische Haltung zu entwickeln sowie eigene Anfälligkeiten, Krisenauslöser und Ressourcen zu reflektieren, was ebenfalls Thema in diesem Workshop sein soll.