Programm

Vorprogramm am Donnerstag, 11. September 2025

16:00 bis 19:00 Uhr
DBT-Prüfungen
20:00 bis 22:00 Uhr
Mitgliederversammlung DDBT e.V. inkl. Vorstandswahl

Veranstaltungstag Freitag, 12. September 2025

ab 08:00 Uhr
Check-in
09:00 bis 9:30 Uhr
Begrüßung durch PD Dr. Christian Stiglmayr & Elke Max (Köln)
09:30 bis 10:30 Uhr

Vortrag:

10:30 bis 11:00 Uhr
Pause
11:00 bis 12:30 Uhr

Vortrag:

  • Prof. Michaela Swales, PhD:
    The Dialectics of Delivery: Navigating Top-Down and Bottom-Up Approaches in DBT Implementation ***Vortrag auf Englisch mit deutscher Übersetzung*** (Vortrag + Fragen/Diskussion)
    DBT is known internationally as an efficacious treatment. Over the last forty years, much research effort has been expended in assessing its efficacy and effectiveness. Yet ensuring people who need DBT receive it remains challenging. In this plenary Professor Michaela Swales will examine what is known from research about the implementation challenges and how to address them. She will complement this evidence-based practice with practice-based evidence from her 30 years of experience of training and delivering DBT in predominantly public sector settings in Northern Europe. She will consider the dialectical challenges posed by top-down versus bottom-up implementation, sharing data from three national DBT implementation projects that she has participated in or led. Professor Swales will discuss the challenges and rewards of assisting teams to benchmark their clinical outcomes to national and international standards, sharing data from their national audit of DBT teams.
12:30 bis 13:45 Uhr
Mittagspause inkl. Posterbesichtigung für Innovationspreis
13:45 bis 14:15 Uhr

Vortrag:

  • Dr. Arne Bürger:
    Zwischen Evidenz und Alltag – Qualität sichern, Dialektik leben: Prävention an der Schnittstelle von Forschung und Praxis (Vortrag)
    „Wie gut sind wir eigentlich?“ – diese Frage stellt sich nicht nur bei der Evaluation pharmakologischer und psychotherapeutischer Interventionen, sondern auch bei der Wirksamkeitsprüfung von Präventionsprogrammen. Am Deutschen Zentrum für Präventionsforschung Psychische Gesundheit (DZPP) arbeiten wir an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis, um evidenzbasierte und dialektisch gedachte Präventionsansätze zu entwickeln, zu evaluieren und flächendeckend in den (schulischen) Alltag zu integrieren. In Programmen wie "DUDE – Du und deine Emotionen" verbinden wir Grundprinzipien der Dialektisch-Behavioralen Therapie mit schulischer Gesundheitsförderung. Gleichzeitig wagen wir den Blick nach vorn und erforschen in Präventions- und Psychotherapieprojekten die Möglichkeiten und Grenzen virtueller Realität – etwa in der schulischen Prävention von Cyberbullying oder in der Behandlung von Körperbildstörungen bei Essstörungen. Der Vortrag zeigt, wie sich Prävention im Spannungsfeld zwischen Wirksamkeitsnachweis und alltagsnaher Umsetzung verorten lässt. Denn gerade in der schulischen Prävention ist die Qualitätssicherung häufig unzureichend und der gut gemeinte Wunsch, psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu fördern, kann ohne belastbare Evidenz im schlimmsten Fall sogar Schaden anrichten.
14:15 bis 14:45 Uhr

Vortrag:

  • Prof. Dr. med. Michael Kaess:
    Digitale Transformation und mögliche Implikationen für die DBT (Vortrag)
    Wir leben im Zeitalter der Digitalen Transformation, bei der die stetige Weiterentwicklung digitaler Technologien unsere Gesellschaft nachhaltig prägt. Dies bedeutet, dass die aktuellen und zukünftigen technischen Möglichkeiten eine Vielzahl von Prozessen des menschlichen Zusammenlebens (Kommunikation, Interaktion, Entscheidungsfindung, Problemlösung, Lernen etc.) deutlich prägen und verändern werden oder dies bereits getan haben. Aufgrund der oben genannten Auswirkungen der Digitalen Transformation ist bereits heute klar, dass sich die Art und Weise, wie wir in der Zukunft Psychotherapie lernen und umsetzen werden, wohl fundamental verändern wird. Der Vortrag gibt einen Überblick über die potenziellen Entwicklungen im Bereich «Digitaler Psychotherapie» in naher Zukunft (z. B. «E-Learning», «Routine Outcome Monitoring», «Blended Intervention») und in etwas weiterer Ferne (z. B. «virtuelle Realität», «datengestützte Entscheidungsalgorithmen», «künstliche Intelligenz»). Möglichkeiten und erste Beispiele der Umsetzung für die DBT werden aufgezeigt und diskutiert.
14:45 bis 15:15 Uhr
Pause
15:15 bis ca. 18:15 Uhr

Workshops:

  • Dipl.-Psych. Carla Palafox und Dipl.-Psych. Hannah Puntigam:
    Dialektische Beziehungsgestaltung "in praktisch" (Präsenz: 20 freie Plätze, Online: 24 freie Plätze)
    Die dialektische Beziehungsgestaltung gehört zu den wichtigen Grundlagen in der Behandlung nach DBT und stellt uns gleichzeitig in der praktischen Umsetzung immer wieder vor Herausforderungen und Stolpersteine. In dem praxisnahen Workshop wird das Ausbalancieren von Nähe und Distanz, Akzeptanz und Veränderung in der therapeutischen Beziehungsgestaltung anhand von Fallbeispielen und Rollenspielen veranschaulicht.

    Hierbei möchten wir uns besonders drei Aspekten widmen: 
    • dem geleiteten Entdecken - wie gelingt es mir, dass Patient:innen von selbst Ihre Schwierigkeiten erkennen und benennen sowie den Weg, um anders mit diesen umzugehen? 
    • dem praktisch angewandten Kontingenzmanagement in der Beziehungsgestaltung - wann entferne ich mich auf der Wippe von der Patientin, wann komme ich ihr entgegen, wie schaffe ich es, die Beziehung weiter deutlich spürbar und tragfähig zu erhalten, auch wenn ich klare Grenzen und Kontingenzen einsetze?
    • dem Erarbeiten von Commitment - als übergeordnete Strategie, die wir immer wieder benötigen, um jeden neuen therapeutischen Schritt gehen zu können 
    Dieser Workshop ist für alle Berufsgruppen gedacht; wichtig ist auf jeden Fall, Bereitschaft für das praktische Üben anhand von Rollenspielen mitzubringen!
  • Dr. med. Markus Reicherzer:
    Therapeutisches Training zur Reaktivierung und Erleichterung Emotionaler Prozeduren (TREEP) – ein DBT-basiertes manualisiertes Behandlungskonzept depressiver Störungen (Präsenz: 12 freie Plätze, Online: 20 freie Plätze)
    Die Depression ist in aller Munde, depressive Störungen dominieren die ambulante wie auch die stationäre Versorgungslandschaft. Etwa 70 % der psychosomatischen Klientel kommen mit der Diagnose zur stationären Aufnahme und landen meist – im Gegensatz zu den Borderline-Patienten – in keinem störungsspezifischen Setting. Des Weiteren kommen hinter der „Maske“ einer depressiven Störung oft andere Themenfelder zum Vorschein. Nicht selten finden sich im klinischen Kontext dann dysfunktionale Persönlichkeitsstile, die in der Behandlung berücksichtigt werden müssen.
    Ich stelle ein Modell zur Ätiologie und Genese sowie ein Manual zur Psychotherapie depressiver Störungen vor. 2008 erfolgte eine erste Pilotstudie mit sehr guten Ergebnissen. In einer 2. Studie (2014-2018) bestätigten sich die Daten und diese weisen darauf hin, dass mit DBT-basierten Strukturen und Methoden auch im depressiven Feld viel Land gewonnen werden kann. Im Workshop erfolgt eine Einführung in TREEP. Die aus der Standard-DBT bekannten Module einer stationären Behandlung wie Basisgruppe, Skillstraining und Bezugsgruppe werden insbesondere bezüglich ihrer Modifikationen für depressive Störungen vorgestellt und diskutiert. 
  • M. Sc. Psychologie Tamar Neubauer:
    DBT-PTBS: Qualitätssicherung in der Traumatherapie (Präsenz: 49 freie Plätze, Online: 50 freie Plätze)
    Lange Zeit galt die PTBS als eine Störung, vor der viele Therapeutinnen und Therapeuten großen Respekt hatten. Besonders bei Fällen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit kann die Expositionstherapie auch für erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten eine Herausforderung darstellen. Es besteht die Tendenz, die Details nicht anzusprechen, verschiedene Distanzierungstechniken einzusetzen oder Patientinnen und Patienten zu erlauben, emotional distanziert zu berichten. Dies entspricht jedoch nicht dem Vorgehen in der DBT-PTBS. In diesem Workshop werde ich das Konzept der DBT-PTBS vorstellen und den Fokus darauf legen, wie man eine effektive Exposition durchführt und eine erfolgreiche Traumatherapie gestaltet. Wir werden uns insbesondere auf Expositionstechniken konzentrieren und sowohl den Umgang mit überkontrollierten Patientinnen und Patienten als auch mit Patientinnen und Patienten mit emotionaler Instabilität besprechen.
  • Dr. Arne Bürger und PD Dr. med. Manuel Föcker:
    Zwischen Extremen: Die Verflechtung von Borderline-Persönlichkeitsstörung und Essstörungen – Wege für einen psychotherapeutischen Umgang im Jugendalter (Präsenz: 25 freie Plätze, Online: 30 freie Plätze)
    Borderline-Persönlichkeitsstörung und Essstörungen treten häufig gemeinsam auf und stellen Behandler*innen vor besondere therapeutische Herausforderungen. Beide Störungsbilder sind geprägt von intensiven Affekten, Problemen in der Emotionsregulation und einem gestörten Körpererleben. Im Workshop werden zentrale therapeutische Prinzipien der DBT-A vorgestellt, die gezielt für die Arbeit mit essgestörten Patient*innen angepasst wurden. Anhand konkreter Fallbeispiele werden praxisnahe Interventionen zur Reduktion dysfunktionaler Strategien, zum Umgang mit Anspannung sowie zur Arbeit im Behandlungsteam vermittelt.
  • Dr. Klaus Höschel:
    DBT-ACES (Präsenz: 12 freie Plätze)
    Von einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität und einer echten Verbesserung von Selbstwert und Selbstvertrauen in einem normalen Alltag träumen viele Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen zu Beginn einer Therapie. Die meisten Patienten haben aber den Glauben
    daran verloren, diese und ähnliche Träume verwirklichen zu können. In dem DBT-Zusatzmodul „DBT-ACES“ wird interessierten Patienten nach erfolgreicher Behandlung der Akutsymptomatik Unterstützung angeboten, um beherzt in ein befriedigenderes Leben einzusteigen und die DBT-ACES-Ziele zu erreichen. Dazu zählen z.B. die Aufnahme einer befriedigenden Arbeitstätigkeit/Ausbildung, selber verdientes Geld, eine komplett eigenständige Lebensführung und der Aufbau eines sozialen Netzes mit Freunden/Partnern, die man selber mag und die einen vermissen, wenn man nicht da ist.
     
    Nach den Evaluationsergebnissen aus Seattle, Los Angeles und Münster (Westfalen) sind diese Ziele für die überwiegende Mehrzahl der am DBT-ACES-Zusatzmodul teilnehmenden Borderline-Patientinnen realistisch und erreichbar In dem Workshop wird ein Überblick über das Konzept DBT-
    ACES und wesentliche Behandlungsstrategien innerhalb des Konzeptes gegeben. Möglichkeiten und Grenzen für die praktische Anwendung im deutschen Versorgungssystem können in dem Workshop diskutiert werden.
  • Prof. Michaela Swales, PhD:
    Boosting Clinical Outcomes: Mastering Precision in the Execution of DBT
    Wichtig: Der Workshop findet auf Englisch mit Übersetzung ins Deutsche statt.
    (Präsenz: 99 freie Plätze, Online: 50 freie Plätze)
    As a behavioural treatment DBT prizes precision in the assessment and treatment of the controlling variables of target behaviours. In this workshop we will examine the common errors that therapists make when assessing and intervening in treating target behaviours and how to address them. Specifically, we will focus on:
    • Improving clarity and precision of links in the behavioural chain
    • Utilising the full breadth of DBT skills and change procedures
    • Increasing the use of exposure as a solution
    The workshop will utilise clinical examples, video and live role-play.  Therapists are encouraged to bring a sample behavioural and solution analysis from their own practice to review during the workshop.
  • Julia Schmelz und Dr. Wolfdieter Scheinecker, MBA:
    Emotionsarbeit in der Skillsgruppe: Die Übung Multiple Emotionen
    Wichtig: Die Hybrid-Teilnehmer könnten nur passiv teilnehmen, d. h. beim Rollenspiel zuschauen. In die Diskussionsrunde können sie wieder eingebunden werden.
    (Präsenz: 28 freie Plätze, Online: 30 freie Plätze)
    Im Workshop soll eine Übung zum Einsatz in der Skillsgruppe als lebendige Art der Emotionsvermittlung basierend auf den alten und neuen Skills-Prinzipien vorgestellt und geübt werden. Bis zu 10 Teilnehmer des Workshops nehmen dabei die Rollen der Skillsgruppen-Teilnehmer:innen ein. 
    In den wenigsten Situationen ist nur eine Emotion aktiv, meistens hat man mehrere Emotionen gleichzeitig. Borderline-Patient:innen haben sehr lang anhaltende Emotionen, weshalb sie mehr Mischsysteme aufbauen. Die sich zum Teil widersprechenden Handlungsimpulse der einzelnen Emotionen können zu hoher Anspannung führen. Im Workshop wird die Umsetzung der Übung Multiple Emotionen anhand einer konkreten Situation geübt. Die in der Situation aktiven Emotionen werden identifiziert und an die einzelnen Skillsgruppen-Teilnehmer:innen verteilt, die im Verlauf der nachgestellten Skillsgruppe für die jeweilige Emotion sprechen. Ziel der Übung ist, die an der Situation beteiligten Gefühle zu identifizieren und mehr über die einzelnen Gefühle zu erfahren sowie zu lernen, dass jede Emotion valide ist. Alle Emotionen sind willkommen. Alle Emotionen dürfen da sein. Nicht alle Handlungsimpulse will ich ausleben. Mitgefühl für mich und andere trainieren.
    Voraussetzung für die Teilnahme am Workshop: Erfahrung in der Leitung von Skillsgruppen, Kenntnisse zum Emotionsmodul und Bereitschaft, an Rollenspielen teilzunehmen. 


  • Dipl.-Psych. Petra Zimmermann und Dipl.-Psych. Julia Förster:
    DBT-S-Basics in der Anwendung (Präsenz: 24 freie Plätze, Online: 20 freie Plätze)
    In der Dialektisch-Behavioralen Therapie der Komorbidität Borderline-Persönlichkeitsstörung und Substanzgebrauchsstörung (DBT-S) wird auf die Behandlung beider Erkrankungen gleichermaßen abgezielt. Dafür wird die Standard-DBT um spezifische Vorgehensweisen in der Behandlung von Substanzgebrauchsstörungen ergänzt. Das Skillstraining wird um suchtspezifische Skills erweitert.
    In diesem Workshop sollen in Master-und Teilnehmer*innenrollenspielen ausgewählte DBT-S-Basisstrategien wie z. B. Schritte zu einem Abstinenz-Commitment, per „Dialektischer Abstinenz“, Umgang mit Konsumdrang durch „Urge-Surfing“, demonstriert und geübt werden.
  • Dr. Sara Franz und Prof. Dr. Michael Franz:
    Borderline-Patienten in der Akutpsychiatrie – wie soll man sie versorgen? Ein dreigliedriger Behandlungspfad mit einem (zertifizierten) DBT-Programm (Präsenz: 19 freie Plätze, Online: 20 freie Plätze)
    Aufgrund häufiger Krisen mit Selbstverletzungen, Suizidversuchen, Hochrisikoverhalten sowie multipler Komorbidität finden sich viele Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in stationärer, psychiatrischer Behandlung. Unspezifische Therapieangebote auf allgemeinpsychiatrischen Stationen verstärken dysfunktionale Verhaltensmuster und Grundannahmen bei BPS und können die Anzahl der Wiederaufnahmen erhöhen. Die S3-Leitlinie empfiehlt die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT) als Therapie der Wahl für BPS. Für eine DBT-Therapie sollten Patienten ein Commitment für die Behandlung, Non-Suizid-Vertrag und hinreichendes Durchhaltevermögen aufweisen. Bei schwer kranken Borderline-Patienten in der Akutpsychiatrie fehlen diese Voraussetzungen jedoch meist. So kommt es zu rezidivierenden und oftmals hochfrequenten Inanspruchnahmen von Notaufnahmen, allgemeinpsychiatrischen und anderen Stationen wegen der og. Krisen oder Komorbidität, ohne den Weg in eine effektive, ambulante DBT gefunden zu haben. Zur Behebung des aufgezeigten strukturellen Mangels wurde das multiprofessionelle Behandlungssetting einer DBT-(re)zertifizierten Spezialstation um Module ergänzt, die eine Anwendung des DBT-Programms auch bei akuten bzw. schwer gestörten Patienten möglich machen. Im Workshop wird dieses Behandlungskonzept von geschulten Mitarbeitern (Arzt, Psychologe, andere) theoretisch und praktisch vorgestellt. Es umfasst 1) das DBT-Programm, 2) eine Krisen-Intervention auf DBT-Basis für akut bzw. notfallmäßig aufgenommene Borderline-Patienten sowie 3) eine akutpsychiatrisch-diagnostisch-stabilisierende Regelbehandlung mit modifizierten DBT-Elementen. Neben den Standard-Bausteinen der DBT werden der Umgang mit BPS-Akutpatienten ohne Commitment, ‚Dos und Don’ts‘ bei BPS-Krisen, Selbstschädigungen, Suizidalität und anderen dysfunktionalen Verhaltensmustern demonstriert und anhand von Mini-Vignetten geübt. Anhand von Kasuistiken werden Behandlungen einer Borderline-Patientin mit stationärer DBT und einer schwerkranken komorbiden, zunächst nicht-DBT-fähigen Patientin dargestellt. Dabei wird veranschaulicht, wie selbst bei schwer gestörten, komorbiden Borderlinepatienten im og. Setting eine DBT-Behandlung mit guten Behandlungsergebnissen möglich wird. 
  • PD Dr. Johannes Hennings und Mag. Cordula Leutenbauer:
    Psychotherapie der chronischen Suizidalität – mehr als nur ein Versprechen! (Präsenz: 20 freie Plätze)
    Die Behandlung von chronischer Suizidalität sowie die Reduktion von Suizidversuchen und suizidalen Krisen mit entsprechender Häufigkeit an Aufenthalten in Akutkliniken stellte eine große Motivation für die Entwicklung der DBT durch M.Linehan in den 1980er Jahren dar. Die dynamische Hierarchisierung von Therapiezielen sieht die Behandlung der Suizidalität als vorrangig an, denn „wir sind nur in der Lage mit einem Patienten Therapie zu machen, der es schafft am Leben zu bleiben“. Non-Suizidverträge, strukturelle Strategien wie die Diary Card, Stresstoleranz in Form einer erprobten Skillskette, die Formulierung von langfristigen werteorientierten Zielen wie auch Krisen- und Notfallpläne stellen hier u.a. wertvolle Skills in der Therapie dar. Dennoch zeigt sich chronische Suizidalität oft als anhaltendes Symptom mit steigendem Suizidrisiko insbesondere im späteren Krankheitsverlauf trotz deutlicher Symptomreduktion in anderen Bereichen (NSSV, Klinikaufenthalte, Krisen) [1,2]. 
    So hat sich für uns in den letzten Jahren immer mehr die Frage herauskristallisiert, was es für eine langfristig wirkungsvolle therapeutische Bearbeitung von chronischer Suizidalität noch mehr braucht bzw. was wir vielleicht übersehen? Oder haben wir es doch mit einem Akzeptanzthema zu tun? Hierfür sind wir im Team als auch mit „erfahrenen“ DBT-Patienten in einen intensiven Prozess eingestiegen und konnten wertvolle Erfahrungen sammeln, die wir in diesem Workshop gern teilen, diskutieren und erproben wollen – dialektisch natürlich. 
    Es soll um ein tiefes Verständnis von Suizidalität in der DBT gehen, die Einordnung in ein individuelles Störungsmodell sowie die Ableitung spezifischer Interventionen [3–6]. Dabei werden wir auch die Integration von Aspekten aus der mitgefühlsorientierten und der Akzeptanz-Commitment-Therapie aufzeigen, die Team und Patienten als sehr wirkungsvoll erlebt haben. 
    Nach unserer Auffassung erfordert diese psychotherapeutische Arbeit mit chronisch suizidalen Patienten auch eine große Offenheit von Seiten des Therapeuten, sich selbst intensiv mit dem Thema der (eigenen) Suizidalität auseinanderzusetzen, eine therapeutische Haltung zu entwickeln sowie eigene Anfälligkeiten, Krisenauslöser und Ressourcen zu reflektieren, was ebenfalls Thema in diesem Workshop sein soll.
ab 19:30 Uhr
Netzwerktreffenfest
(optional, Anmeldung über das Anmeldeportal, in Teilnahmegebühr inklusive)

Veranstaltungstag Samstag, 13. September 2025

09:00 bis 10:30 Uhr

Workshops:

  • Tanja Busch:
    Akzeptanz vs. Veränderung in der DBT-A (Präsenz: 19 freie Plätze, Online: 25 freie Plätze)
    In diesem Workshop möchten wir uns mit den großen Stolpersteinen in der DBT-A beschäftigen, was die Herausforderung für neue Wege im Jugendalter besonders schwierig macht. Nicht selten spielen dabei eine eingeschränkte Selbstbestimmung und instabile Perspektive eine große Rolle, gleichzeitig auch die Pubertät und damit verbundene Identitätsunsicherheit machen Veränderung sehr schwer.
  • Dipl.-Psych. Andrea Dixius:
    Stressresilienz und Emotionsregulation für Kinder fördern – START Kids (Präsenz: 25 freie Plätze, Online: 30 freie Plätze)
    Das DBT-orientierte Programm bietet Kindern frühe präventive, therapeutische und pädagogische Unterstützung an. 
    Die Fähigkeit, Gefühle und Stressfaktoren in Balance zu bringen, wirkt sich stärkend auf den Entwicklungsprozess von Kindern aus. START-Kids für Kinder (6-12 Jahre) folgte 2020. Das Programm ist international etabliert, Studiendaten liegen vor. START-Kids (Stress-Arousal-Regulation-Treatment) zielt darauf ab, die psychische Gesundheit von Kindern zu stärken und Resilienz zu fördern. Selbstwirksamkeit, Partizipation und Stress- und Emotionsregulation bilden zudem in den insgesamt acht Modulen inhaltliche Schwerpunkte. 
    Zusätzlich werden in Modulen für Eltern oder Bezugspersonen Fertigkeiten zur emotionalen Verfügbarkeit gefördert und niedrigschwellig vermittelt. 
    Zahlreiche unterstützende Bildmaterialien und multilinguale Print- und Audiomaterialien erleichtern die Durchführung des Programms. Die Interventionen sind altersentsprechend spielerisch aufgebaut. 
    Neben dem therapeutischen Einsatz wird START-Kids auch in der Jugendhilfe und in Schul- und Unterrichtskontexten eingesetzt.
    Im Workshop werden Theorie und Praxis des Programms vorgestellt.
  • Elke Max, Dipl.-Psych. Eva-Maria Kerp und Dr. Jan Glasenapp:
    Die neuen Ethikrichtlinien im DDBT e.V. (Präsenz: 18 freie Plätze, Online: 30 freie Plätze)
    Im Kontext des Tagungsthemas „Voneinander Lernen und Benchmarking“ möchten wir in diesem kleinen Workshop die neuen Ethikrichtlinien im Dachverband DBT e.V. vorstellen und diskutieren. Diese beinhalten neben ethischen Grundannahmen, die an den allgemeinen Grundannahmen der DBT orientiert sind, handlungsleitende Prinzipen.
    Neben den Hintergründen, die zur Formulierung dieser Leitlinien geführt haben, möchten wir vor allen Dingen mit den TeilnehmerInnen Beispiele erarbeiten, in denen die Leitlinien zukünftig helfen können, a) ethisches Handeln der Mitglieder im Dachverband zu reflektieren, b) Situationen, die anfällig für nicht-umsichtiges Verhalten sind, zu identifizieren und zu benennen sowie c) Umgangsmöglichkeiten zu erweitern.

  • Dipl.-Päd. Tim Reschke:
    Commitment in der DBT-A (Präsenz: 15 freie Plätze, Online: 10 freie Plätze)
    Im Workshop findet eine Auseinandersetzung mit der Herstellung und Aufrechterhaltung von Commitment in der Dialektisch-Behavioralen Therapie mit Jugendlichen statt. Neben der Beschäftigung mit den Commitment-Strategien werden Faktoren vorgestellt, die dem Commitment im Weg stehen bzw. es erschweren sowie Strategien und hilfreiche Strukturen zur Steigerung von Commitemt und der Bearbeitung von Commitment-Problemen. Gerne werden Anliegen und Erfahrungen der Teilnehmenden mit einbezogen.
  • lic. phil. Ramita Fidy und Dr. phil. Kornelia Gillhoff:
    «Selbstwert – Selbstbild – Identität» - Persönlichkeitsstörungstherapie in der «SSI-Gruppe» (Präsenz: 17 freie Plätze, Online: 20 freie Plätze)
    Dieser 90-minütige Workshop richtet sich an psychologische und ärztliche Psychotherapeut*innen, die ein Gruppenkonzept zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen kennenlernen möchten, das ambulant, teilstationär oder stationär einsetzbar ist.
     
    Persönlichkeitsstörungen werden als Einschränkungen der Selbst- und interpersonellen Funktion beschrieben. Auch im bisherigen kategorialen Diagnosesystem bestand Einigkeit darüber, dass Komorbiditäten verschiedener Persönlichkeitsstörungen — also das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher individueller Persönlichkeitsmerkmalsausprägungen — in der Behandlung berücksichtigt werden sollten. Bei Patient*innen mit bestimmten Beeinträchtigungen des Funktionsniveaus kann eine DBT-Behandlung (Dialektisch-Behaviorale Therapie) aufgrund dieser Merkmalsausprägungen erheblich erschwert sein.
    Das vorgestellte Gruppenkonzept der SSI-Gruppe („Selbstwert – Selbstbild – Identität“) wurde entwickelt, um dysfunktionale Selbstregulations- und Interaktionsmuster gezielt zu verändern und kann bei Personen mit einer Persönlichkeitsstörung sowohl oberhalb als auch unterhalb des diagnostischen Cut-offs angewendet werden. Die SSI-Gruppe wurde über mehr als zehn Jahre auf einer Psychotherapiestation für junge Erwachsene als Zusatzangebot zu einer zertifizierten DBT-Unit erprobt. Innerhalb der Gruppe wiesen nur einige Teilnehmer*innen eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung auf und die Aufnahme von Patient*innen mit unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungsausprägungen wurde als förderlich eingeschätzt. Darüber hinaus wurde das Konzept auch im ambulanten jugendpsychiatrischen Bereich eingesetzt.
    Im Workshop werden das theoretische Fundament sowie die praktische Umsetzung des Gruppenkonzepts vermittelt. Das Konzept richtet sich explizit an Psychotherapeut*innen mit unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen, da dies der Realität einer wechselnden Stationsbesetzung entspricht. Eine kurze Einordnung des Konzepts in verschiedene Psychotherapieausbildungen, insbesondere in die Terminologie der DBT, wird vorgestellt und diskutiert. Zusätzlich wird der Ablauf einer typischen Gruppensitzung anhand eines Fallbeispiels praxisnah demonstriert. Fragen zu spezifischen Merkmalsausprägungen und Gruppenkonstellationen sind ausdrücklich erwünscht und werden gemeinsam erörtert. Teilnehmende sind eingeladen, ihre persönlichen Erfahrungen und Fragen zur Gruppenbehandlung von Persönlichkeitsstörungen aktiv einzubringen.
  • Dr. Kristin von Auer und Dr. Susanne Lieb:
    Family Skills - It's all about Connection (Präsenz: 18 freie Plätze, Online: 20 freie Plätze)
    Family Skills sind im deutschsprachigen Raum schon viele Jahre fester Bestandteil der DBT-A. Sie werden in verschiedenen Formaten in der Arbeit mit Eltern und Familien angewandt und als sehr hilfreich erlebt.
    Nun ist das gesamte Material für die forschungsbasierte, 12-wöchige Gruppe „FAMILY CONNECTIONS“ übersetzt, erste Erfahrungen sind sehr vielversprechend. Die Gruppe wurde 2002 unter Einbezug von Familienangehörigen und Betroffenen von Perry Hoffman und Alan Fruzzetti entwickelt.
    Im Workshop werden die unterschiedlichen Formate diskutiert, das Transaktionale Modell und zentrale Family Skills vorgestellt.  
  • Dipl.-Psych. Petra Zimmermann:
    Tango Argentino und Achtsamkeit (Präsenz: 28 freie Plätze)
    - In Gedenken an Hans Gunia -
    Der Tango Argentino ist eine wahre Fundgrube für Achtsamkeitsübungen. Wir können Tangoachtsamkeitsübungen in Skillsgruppen einsetzen, als Übung in Ausbildungsworkshops, in Paartherapien zum Aufbau von Achtsamkeit auf die Beziehung, in der Einzeltherapie zur achtsamen Wahrnehmung des Körpers, etwa in der Arbeit mit essgestörten oder traumatisierten Patienten. Wir können sogar ganze Achtsamkeitsworkshops mit Tango Argentino anbieten. In unserem Workshop wollen wir durch einfache Übungen in die Thematik einführen und die Teilnehmer anleiten, Tango-Achtsamkeitsübungen in ihre Arbeit zu integrieren.
  • Julia Schmelz und Dr. Wolfdieter Scheinecker, MBA:
    DBT-Skillsgruppe + (als alleinige, störungsspezifische (Mindest-)Versorgung) (Präsenz: 38 freie Plätze, Online: 29 freie Plätze)
    Eine ambulante DBT-Behandlung umfasst im besten Fall eine Kombination aus Einzeltherapie, DBT-Skillsgruppe, Telefoncoaching und Teilnahme der Therapeut:in an einem Consultation Team. 
    Häufig kann in ambulanten Kontexten zwar eine DBT-Skillsgruppe, jedoch ohne Einzeltherapie angeboten werden.
    Dies entspricht der empfohlenen (geforderten) Mindestversorgung laut S3-Leitlinie Borderline, Deutschland, AWMF, 2022 (Mindestversorgung: DBT-Skillsgruppe und fachärztliche Führung (ein Verschreiber)).
    In diesem Workshop präsentieren wir die Erfahrungen mit dieser störungsspezifischen (Mindest-)versorgung, diskutieren Must-haves, Do‘s, Don'ts und Pitfalls. 
    Zudem stellen wir ein Zusatzmodul zum gängigen Fertigkeiten-Training vor, das einige wesentliche Einzeltherapietools für diesen spezifischen Gruppenkontext anpasst. 
    Als Grundlage dient das neu erschienenen DBT-Skillsmanual. 

    Die beiden Workshopleiter verfügen über langjährige Erfahrung in der Durchführung von Skills-Gruppen (auch in anspruchsvollen Kontexten) sowie in der Entwicklung und Umsetzung von DBT.
  • Dipl.-Psych. Anke Ruff, Dr. phil. Sarah Opialla und Silke Azoulay:
    Ambulantes Netz: Vorschlag bzgl. der Zusammenarbeit von ambulanten PsychotherapeutInnen und aufsuchenden Pflegefachpersonen nach DBT (Präsenz: 12 freie Plätze, Online: 20 freie Plätze)
    In der Schweiz gibt es schon seit vielen Jahren aufsuchende ambulante Hilfen in Form der Psychiatrie-Spitex. Im klinischen Alltag haben sich bei der Zusammenarbeit von ambulanten PsychotherapeutInnen und aufsuchenden Pflegefachkräften bzgl. der Behandlung nach DBT von Menschen mit einer Borderlinestörung immer wieder Schwierigkeiten gezeigt. Im DBT-Forum Schweiz hat sich deshalb eine Arbeitsgruppe aus beiden Berufsgruppen gebildet, um eine Art «Leitfaden» für die Zusammenarbeit zu erarbeiten. In diesem werden u. a. die unterschiedlichen Aufgaben und Zuständigkeiten in der Behandlung thematisiert; zudem versuchen wir, «Fallstricken», die sich im Klinikalltag gezeigt haben, vorzubeugen. 

    In unserem Workshop möchten wir den «Leitfaden» gerne vorstellen und diskutieren, insbesondere mit Blick darauf, dass auch in Deutschland, unseres Wissens nach, zunehmend aufsuchende Versorgung durch Pflegekräfte stattfindet. 

    Über eine rege Teilnahme von Interessierten würden wir uns freuen.
  • Thorsten Welke und Ilona Brokuslaus:
    Körperskills für Therapeuten (Präsenz: 19 freie Plätze)
    Emotionen drücken sich im Körper aus und sind über diesen erfahr- und veränderbar.
    Durch Körperskills physiologische Veränderungen bewirken, Abstand gewinnen, Müdigkeit vertreiben, klare Grenzen spüren etc. Mit Achtsamkeit das eigene Körperbewusstsein stärken.
    Wir vermitteln Körperskills, die den Alltag leichter machen.
10:30 bis 11:00 Uhr
Pause
11:00 bis 11:15 Uhr

Vortrag:

  • Heike Kranz:
    Was gibt es Neues von den DBT-Peer-Coaches? (Vortrag)
    folgt
11:15 bis 12:45 Uhr
Forschungssymposium:

Vortrag:

  • Dr. Ruben Vonderlin:
    „Wie effektiv sind wir wirklich? Wirksamkeit der DBT in der klinischen Routineversorgung“ (20-25 Min. Vortrag, 5-10 Min. Fragen/Diskussion, 11.15 – 11.45 Uhr)
    Die DBT verfügt über eine solide empirische Evidenzbasis, die durch mehrere Metaanalysen sowie zahlreiche randomisiert-kontrollierte Studien belegt ist. Ein aktuelles Cochrane-Review identifizierte kleine bis moderate Effektstärken im Vergleich zu „Treatment as Usual“ über 15 RCTs hinweg: für die allgemeine Schwere der BPS (d = -0,60), für selbstverletzendes Verhalten (d = -0,28) sowie für die psychosoziale Funktionsfähigkeit (d = 0,36) (Storebø et al., 2020). Eine kürzlich durchgeführte Benchmarking-Studie zur DBT ermittelte eine Prä-Post-Effektstärke von d = 0,82 als Referenzwert für die Wirksamkeit der DBT, basierend auf 16 randomisiert-kontrollierten sowie Effektivitätsstudien (Azevedo et al., 2024). Klinische Studien zeichnen sich durch methodische Besonderheiten aus, die eine hohe interne Validität gewährleisten sollen: Patient:innen werden anhand definierter Ein- und Ausschlusskriterien selektiert, Therapeut:innen werden speziell geschult oder aufgrund ihrer DBT-Erfahrung ausgewählt und der Therapieprozess wird systematisch überwacht und standardisiert. In der klinischen Praxis hingegen gestaltet sich das Setting deutlich komplexer: Die Patient:innenpopulation ist heterogener, die Therapieambivalenz höher, das DBT-Team unterliegt personellen Fluktuationen und weist unterschiedliche Erfahrungsniveaus auf. Vor diesem Hintergrund lassen sich Ergebnisse aus kontrollierten Studien nicht ohne Weiteres auf den Praxisalltag übertragen. Daraus ergibt sich die zentrale Frage: Wie wirksam ist die DBT unter Bedingungen der klinischen Routine tatsächlich? An der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin des ZI Mannheim wurden zu diesem Zweck systematisch Routinedaten erhoben. In die Analyse fließen etwa 600 Patient:innen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren ein, die ein 12-wöchiges stationäres DBT-Programm absolviert haben. Rund 90 % dieser Patient:innen erfüllen die Diagnosekriterien für eine BPS und/oder eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Untersucht werden die Therapieeffekte auf die BPS-Symptomatik (BSL-23) sowie auf die PTBS-Symptomatik (DTS, PCL-5). Zudem sollen potenzielle Moderatorvariablen identifiziert werden. Die Ergebnisse werden Aufschluss darüber geben, wie wirksam die stationäre DBT unter Routinebedingungen tatsächlich ist.

Vortrag:

  • PD Dr. phil. Corinna Reichl:
    Das alternative Modell der Persönlichkeitsstörungen: Diagnostischer Stellenwert und Verlauf im Jugendalter (20-25 Min. Vortrag, 5-10 Min. Fragen/Diskussion, 11.45 – 12.15 Uhr)
    Hintergrund: Die Borderline-Persönlichkeitsstörung stellt im Jugendalter eine valide Diagnose dar, welche mit hohen Komorbiditäten, Einschränkungen im psychosozialen Funktionsniveau und einem erhöhten Risiko für suizidales Verhalten assoziiert ist. Mit Einführung des alternativen Modells für Persönlichkeitsstörungen (AMPD) im DSM 5 kommen den in Kriterium A definierten Persönlichkeitsfunktionen eine zentrale Rolle zu, bislang fehlen jedoch Befunde zu dessen Validität und Entwicklung im Jugendalter. Methoden: Die Analysen basieren auf Daten von Jugendlichen, welche sich in der Ambulanz für Risikoverhalten und Selbstschädigung, AtR!Sk, oder im stationären Bereich der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Bern, Schweiz, in Behandlung befanden. Das Kriterium A des AMPD wurde mittels des Semi-Strukturierten Interviews für Persönlichkeitsfunktionen des DSM 5 (StiP 5) erhoben. Es werden querschnittliche (n = 706) und longitudinale (n = 227) Daten herangezogen. Ergebnisse: Unsere Ergebnisse belegen Einschränkungen im psychosozialen Funktionsniveau sowie einen hohen Symptomstress bei Jugendlichen mit Auffälligkeiten in Kriterium A des AMPD. Mädchen zeigten im Vergleich zu Jungen höhere Einschränkungen in den Persönlichkeitsfunktionen, vor allem in den intrapersonellen Subskalen. Persönlichkeitsdysfunktionen waren ferner mit suizidalem Verhalten assoziiert, wobei intra- und interpersonelle Funktionen differentiell zur Vorhersage beitrugen. Im 2-Jahres-Verlauf zeigten sich gleichermaßen signifikante Verbesserungen in den vier Elementen (Identität, Selbststeuerung, Empathie, Intimität) und auch eine prospektive Vorhersage von Suizidversuchen durch das Kriterium A des AMPD. Schlussfolgerungen: Die dargestellten Ergebnisse unterstreichen hohe Komorbiditäten und eine hohe Krankheitslast bei Jugendliche mit Einschränkungen in den Persönlichkeitsfunktionen nach AMPD. Gleichzeitig zeigen die Verbesserungen der Persönlichkeitsfunktionen über den 2-Jahres-Verlauf die hohe Bedeutung der Früherkennung und -behandlung von Persönlichkeitsstörungen nach dem AMPD auf.

Vortrag:

  • M.Sc.-Psych. Katharina Williams:
    Biobehaviorale Synchronie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung (20-25 Min. Vortrag, 5-10 Min. Fragen/Diskussion, 12.15 – 12.45 Uhr)
    Biobehaviorale Synchronie beschreibt einen Anpassungsprozess zwischen Interaktionspartnern auf biologischer (hormoneller, neurobiologischer, kardialer) und Verhaltensebene. In den ersten Lebensjahren bildet die Synchronisation zwischen der primären Bezugsperson und dem Kind die Grundlage für späteres Bindungsverhalten sowie die Fähigkeit zur Selbstregulation. Störungen in diesen co-regulativen Prozessen werden mit psychischen Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter sowie mit geringeren Therapieerfolgen in Verbindung gebracht. Besonders im Jugendalter – einer Phase erhöhter Vulnerabilität für psychische Erkrankungen – gibt es bisher nur wenige Studien zu diesem Thema. Von besonderem Interesse ist dabei die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), die als Störung der Emotionsregulation, aber auch der frühen Bindung gilt. Obwohl BPS eine große Herausforderung darstellt, ist sie gut behandelbar – insbesondere bei frühzeitiger Diagnose und gezielter Intervention. In diesem Vortrag präsentieren wir aktuelle Forschungsergebnisse unserer Arbeitsgruppe. Untersucht wurden eine Bevölkerungs- sowie eine klinische Stichprobe von Jugendlichen mit BPS und ihren Müttern. Dabei wurden Daten zur Cortisol-Ausschüttung, Herzratenvariabilität und behavioralen Synchronie während zweier Mutter-Kind-Interaktionen erhoben. Die Ergebnisse der Studien werden diskutiert und sollen als Anregung für weitere klinische Forschung auf diesem Gebiet dienen.
12:45 bis 13:00 Uhr
Verleihung Innovationspreis
13:00 bis 13:15 Uhr
Danksagung und Verabschiedung
ab 13:15 Uhr
Mittagessen (optional, Anmeldung über das Anmeldeportal erforderlich, in Teilnahmegebühr inklusive)